Mitschrift und Mitarbeit |
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Das Lernen lernen
Lernen und Motivation
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Übersicht
Ein Fach jedoch, in dem man auf Dauer "überhaupt nichts mitbekommt", gibt es nicht. Die entscheidende Frage, die man nur für sich selbst beantworten kann, ist vielmehr, wieviel Energie man zu investieren bereit ist, um auf Dauer "etwas mitzubekommen". Wichtig ist dabei in jedem Fall, die Zusammenhänge dessen zu erkennen, was man lernen will, soll oder muß. Daß Mitschriften eine Hilfe gerade beim Überbrücken von "Durststrecken", aber natürlich auch langfristig gesehen fachlich wertvoll sein können, zeigt das folgende Schaubild. Man muß es links oben beginnen und dann im Uhrzeigersinn lesen: |
"Anfänger" tun sich hier oft schwer und machen typische Fehler:
Ich möchte nun ganz deutlich sagen, daß das Ziel nicht sein kann, ständig mitzuschreiben, denn zu viel hält vom Mithören und Mitreden ab. Was ich aber beobachte, ist, daß sehr viele Schülerinnen und Schüler von sich aus gar keine Neigung an den Tag legen, überhaupt etwas mitzuschreiben - und das ist der sicherste Weg, den Unterricht wie eine Nebelbank an sich vorüberziehen zu lassen.
Um etwas zu lernen, muß mein Gehirn es fixieren, und da das Gehirn neuen Lernstoff meistens nicht sofort codiert, muß ich es zu Papier bringen, um es später nochmals zu verarbeiten (memorieren). Wer das Geschehen nicht für sich festhält, für den ist es verloren. Es bleibt nur eine vage Erinnerung, die zum genauen Merken kaum mehr taugt, und zum wiederholenden Lernen (z.B. als Vorbereitung auf Prüfungen) überhaupt nicht!
2. Zwei Verfahren des Mitschreibens
Im folgenden stelle ich zwei Verfahren der Unterrichtsmitschrift vor. Das
erste ist die traditionelle Methode des "linearen Mitschreibens", die man
an Schulen und Universitäten meistens kennenlernt und praktiziert.
Ich selbst habe bislang fast ausschließlich damit gearbeitet.
Das zweite Verfahren ("Mind Map") richtet sich an eher visuelle
Lernertypen. Seitdem ich diese Methode kenne, bemühe ich mich
bewußt, damit zu arbeiten, auch im Unterricht, denn mit ihr scheint
es möglich, großen Lernstoff auf wenig Raum so zu
verschlüsseln, daß das Gehirn ihn sich gut und lange merken
kann.
Beide Verfahren schließen einander aber nicht aus. Es müßte problemlos gelingen, die eine Mitschrift auch nachträglich noch in die andere zu "übersetzen".
Die lineare Mitschrift
Hier kann ich mir eine "Einführung" - anders als bei der Mind-Map-
Technik - sparen, denn die meisten schreiben "linear" mit, d.h.
zeilenorientiert von oben nach unten.
Zur übersichtlichen Mitschrift gehören die folgenden Teile:
DAS DATUM
Das Datum dient mir als Anhaltspunkt dafür, wann ein bestimmtes Thema
behandelt wurde. Es ist eine Erinnerungsstütze.
THEMA DER STUNDE
Die Benennung des Themas hilft erkennen, worum es in der Stunde geht. Das
erleichtert die Auswahl dessen, was man in der Stunde ins Heft
einträgt und was später zu Hause - bei den Hausaufgaben oder bei
der Vorbereitung einer Klassenarbeit - wiederholt werden muß.
Einer Unterrichtsstunde kann man besser folgen, wenn man weiß,
worauf der Unterricht hinausläuft. Meistens sagen Lehrer das Thema
der Stunde nicht an. Man kann aber seinen Lehrer darum bitten, es in
Zukunft zu tun, damit die Klasse besser im Bilde und damit besser bei der
Sache ist.
Ich selbst als Lehrer bin dazu übergegangen, von mir aus das Thema
und den voraussichtlichen Verlauf einer Stunde meiner Klasse
gegenüber nicht wie ein Staatsgeheimnis zu hüten, sondern am
Anfang der Stunde bekanntzugeben. In Doppelstunden (Oberstufe) schreibe
ich es kurz an die Tafel und hake die erledigten Punkte entsprechend ab.
TAFELMITSCHRIFT und/oder LEHRERDIKTAT
Dies ist der entscheidende Teil der Stundenmitschrift. Hier erscheint, was
Wichtiges an der Tafel steht oder was der Lehrer ausdrücklich
diktiert. Wenn der Lehrer nicht von sich aus sagt, was mitgeschrieben
soll, sollte man nachfragen. Viele Lehrer (mich eingeschlossen) sind von
der Schülerfrage "Sollen wir das mitschreiben?" oft genervt, aber
dies ist eigentlich eine der wichtigsten Schülerfragen
überhaupt. Denn sie ist Ausdruck dafür, daß die
Schüler wirklich das Wichtige mitbekommen wollen.
HAUSAUFGABEN
Zum Schluß der Stunde wird meistens eine Hausaufgabe gestellt. Sie
wird ebenfalls notiert, damit zu Hause nicht erst mühsam in der
Erinnerung gekramt werden muß, was getan werden soll. Es steht dort
also zum Beispiel:
Lehrerinnen und Lehrer reagieren oft persönlich beleidigt, wenn Hausaufgaben nicht gemacht werden. Es lohnt sich daher immer, zumindest zu versuchen, mit den Hausaufgaben so weit wie möglich zu kommen und dann zu beschreiben, ab wann es nicht mehr ging. So kann der Lehrer erstens besänftigt erkennen, daß der Schüler sich bemüht hat, und zweitens, wo dessen fachliches Problem liegt.
KORREKTUR
Dies ist ein ganz wichtiger Teil des Hausheftes: Keine Hausaufgabe
nützt etwas, wenn sie nicht kontrolliert wird! Kontrolle allein aber
genügt auch nicht: Erst mit einer ernsthaften Korrektur von Fehlern
kann man Lernerfolge erzielen. Deshalb sollte man für jede falsche
Hausaufgabe eine Korrektur direkt im Hausheft machen. Denn mit dem
Hausheft sollen später auch Klassenarbeiten vorbereitet werden, und
dann darf nichts Falsches im Heft stehen!
RANDSYMBOLE
Mit kleinen Symbolen am Rande lassen sich wichtige Informationen über
den Unterricht und den Lernstoff schnell und sicher anbringen. Solche
Symbole können sein:
Ich habe den Stoff verstanden. | Nicht begriffen. Nachfragen! | Beispielsätze, Beispielrechnungen | |||
Hier ist mir ein Licht aufgegangen! | Sehr wichtiger Stoff! | Definition | |||
Zusammenfassung | Hier ergab sich eine Diskussion. | Hausaufgabe |
Es empfehlen sich auch Strich-Punkt-Männchen. Etwa so:
Hat Spaß gemacht!
| war langweilig; automatisch erledigt |
konnte die Aufgabe nicht gut
| war schwer, hab's aber gepackt! |
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Keine wörtliche Mitschrift! Statt dessen:
Schema einer linearen Mitschrift
Eine solche Mitschrift könnte also, schematisch gedacht, wie folgt aussehen:
Die Mind-Map-Technik
Einführung
Wenn jemand ein Buch beschreibt, das er gelesen hat, oder einen Ort, an dem er gewesen ist, liest er nicht aus dem Gedächtnis ab. Er gibt vielmehr nach Schlüsselbegriffen eine Übersicht, indem er die Hauptpersonen charakterisiert, die Umstände und Ereignisse berichtet und Detailbeschreibungen einfügt. In entsprechender Weise bringt das Schlüsselwort oder die Schlüsselphrase ganze Erfahrungs- und Empfindungsreihen zurück. Man denke zum Beispiel an die Vorstellungsreihe, die im Geist ausgelöst wird, wenn man das Wort "Kind" liest.
Da wir es gewohnt sind, uns am gesprochenen und geschriebenen Wort zu orientieren, haben wir angenommen, daß die normale Satzstruktur der beste Weg sei, sich an verbale Bilder und Ideen zu erinnern. Daher machen die meisten Schüler und Studenten ihre Aufzeichnungen in linearer Form. Neue Erkenntnisse über die Beziehung zwischen Schlüsselbegriffen und Erinnerung zeigen aber, daß bei dem linearen Aufzeichnungstyp 90 Prozent der Wörter für Erinnerungszwecke unnötig sind.
Wie können wir nun das Phänomen der Schlüsselerinnerung für die Gestaltung unserer Aufzeichnungen nutzbar machen?
Die Grundregeln der Mind-Map-Technik
Ich versuche einmal im Ansatz zu zeigen, wie es funktioniert. Vor einiger Zeit war ich Teilnehmer an einem Eltern-Gesprächskreis zum Thema
"Pubertät". Viele verschiedene Dinge kamen zur Sprache, die ich
versucht habe als Mind Map festzuhalten.
Aus der Sicht der Mind-Map-Technik fällt die Kritik am linearen Verfahren vernichtend aus:
Dagegen bietet eine Mind Map eine Reihe von Vorteilen gegenüber den linearen Aufzeichnungsformen:
Ich überlasse es den Leserinnen und Lesern, sich ihre eigene Meinung zu bilden; das gelingt natürlich am besten, wenn man beide Methoden einmal ernsthaft ausprobiert - und das heißt: wenn man sich überwindet, überhaupt mitzuschreiben! ;-))
Die meisten Rahmenrichtlinien verlangen heute von den Schülerinnen und Schüler nicht nur ein rezeptives Lernen, sondern eine aktive Teilnahme am Unterrichtsgeschehen. Die Zeugnis- und Versetzungsnoten setzen sich oft zu gleichen Teilen aus den schriftlichen Leistungen und den "sonstigen" Leistungen zusammen (mündliche Mitarbeit + Hausaufgaben + eventuell Tests). Der Mitarbeit, dem aktiven Lernen, kommt also ein hoher Stellenwert zu.
Aktiv lernen heißt:
Vorzüge:
Ja, ja. Das war wieder einmal leichter gesagt als getan. Was kann ich denn nun aber persönlich und ganz konkret tun? Gibt es dafür auch eine Technik? Ja und nein. Mitarbeit hat ganz entscheidend mit der eigenen inneren Einstellung zum Unterricht zu tun. Mit technischen Mitteln gegen heftige innere Abneigungen anzukämpfen gelingt so gut wie nie. Aber auf einen Versuch kann man es ja einmal ankommen lassen:
Oft verhilft nämlich ein Wechsel in der inneren Einstellung zum und der Beteiligung am Unterricht zu Erfolgserlebnissen. Ich versuche, meine Aufnahmebereitschaft mit der Methode TQ3L zu erhöhen und dadurch aktiv zu lernen:
Ich lerne so auf die Dauer, im Unterricht Wichtiges von Unwichtigerem zu unterscheiden und meine Konzentration bei weniger Wichtigem zurückzunehmen, ohne den roten Faden zu verlieren.
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Datum der letzten Überarbeitung:
14.11.1997 © Wolfgang Pohl |
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